Fotolov Gorski kotar

Last European Wilderness

Gorski kotar

Die natürlichen Räume der Bergregion Gorski Kotar waren dem Meschen in der Vergangenheit über lange Zeit hinweg nicht zugänglich, sondern wild und ungezähmt. Auf alten Landkarten wurde Gorski Kotar oft als Hortus diabolicus bezeichnet, was „des Teufels Garten“ bedeutet. Eben diese Unzugänglichkeit ermöglichte den Fortbestand vieler Pflanzen- und Tierarten. Die abwechslungsreichen Landschaften, die üppige erhaltene Waldvegetation, die Gebirgsflüsse, Bäche und Seen, die unberührten natürlichen Gegenden wie auch die breite aber harmonische Verteilung verschiedener Biotope sind ein großer Reichtum.

Um diese Waldwelt in ihrer natürlichen Großartigkeit erleben zu können, muss man sich in eine der Waldoasen begeben, wie etwa in den Nationalpark „Risnjak“, oder in die Winkel der Wald- und Felslabyrinthe der unberührten Natur eintauchen, wie etwa in das geschützte Reservat Bijele Stijene (Weiße Felsen) und Samarske Stijene (Packsattel-Felsen), wo die Bäume wegen ihres Alters von allein umstürzen oder wie ein Skelett aufrecht in die Höhe ragen und jahrzehntelang auf dem Waldboden verfaulen und so Dutzenden und Hunderten von Pilz- und Moosarten, Schleimpilzen, Algen und Mikroorganismen, aber auch zahlreichen kleineren und größeren Tieren einen Lebensraum bieten, bis ein fruchtbarer Humus auf der Erde entsteht und so die Möglichkeit geschaffen wird, dass neue Baumgenerationen aufkeimen und wachsen. Ein besonderes Mosaik an Waldgemeinschaften und eines verspielten Reliefs kann man auch im Parkwald „Golubinjak“ erleben, der eine Vielzahl an Naturwerten und Besonderheiten der Gebirgswelt auf relativ kleinem Raum bietet.

Da in der Bergregion Gorski Kotar wegen der verschiedenen Lebensräume sommergrüne, gemischte Kiefern- und Laubwälder sowie „reine“ Kiefernwälder und weitere Typen von Waldgemeinschaften ineinandergreifen, können wir eine spannende und ungewöhnliche Reise erleben. Den Übergang vom sommergrünen in den reinen Kiefernwald kann man oft auch in einem der „Frosttrichter“ überall in der Bergregion Gorski Kotar erleben. Die zylindrischen Vertiefungen im Relief sind durch niedrigere Temperaturen als in der Umgebung geprägt, so kommt es zu Frost, und dann wachsen darin Pflanzenarten, die an solch kühlere Bedingungen angepasst sind. So finden wir an diesen Stellen Pflanzen, die eher für Gebirgsspitzen typisch sind. Auf der kurzen „Reise“ durch die Pflanzenwelt des Gorski Kotar kommt es uns vor, als hätten wir bereits eine Strecke von über 1500 Kilometer zurückgelegt und wären weit in den Norden des europäischen Kontinents vorgedrungen, beispielsweise in eines der skandinavischen Länder, in den Borealen Nadelwald!

Die größte Bedeutung in der Waldvegetation des Gorski Kotar kommt den Buchen-, Tannen- und Fichtenwäldern zu. Die Blumenpracht diese Wälder äußert sich besonders stark in zahlreichen endemischen und relikten Arten, wie etwa der Schaftdolde, dem Gedenkmein oder der Riesigen Taubnessel. 

Die reichen Wälder des Gorski Kotar zeichnen sich auch durch eine besondere Tierwelt aus. Die Bergregion Gorski Kotar ist Teil des Netzwerks „Natura 2000“, das für die Erhaltung wildlebender heimischer Pflanzen- und Tierarten sowie zahlreicher Vogelarten wie etwa des Steinadlers, der Felsentaube, des Habichtskauzes, des Auerhuhns, des Mäusebussards, des Schwarzspechtes, des Spechtes und des Raufußkauzes von Bedeutung ist. Im Gorski Kotar wurden durch Vogelforschungsarbeiten 97 Vogelarten verzeichnet, wovon 72 Vogelarten im Raum des Nationalparks „Risnjak“ und der näheren Umgebung nisten. Die Besucher werden bei einer Wanderung durch den Park sicherlich einige davon zu Augen oder zumindest zu Ohren bekommen. 

Die Bergregion Gorski Kotar bietet auch vielen anderen Tierarten Zuflucht. Dies ist eines der seltenen Gebiete in Europa, in dem auch heute noch alle drei Vertreter der Raubtiere des europäischen Kontinents leben: der Braunbär, der Graue Wolf und der Eurasische Luchs. Das Leben des Menschen und der großen Raubtiere war in diesen Räumen von jeher eng miteinander verbunden, weil die gleichen Lebensräume und Nahrungsmittelressourcen genutzt wurden, und deswegen kam es in der Vergangenheit zu Konflikten. Das von Vorurteilen, Hass und negativer Symbolik durchzogene Zusammenleben führte dazu, dass der Bestand dieser Tiere in den meisten europäischen Ländern vollkommen ausgelöscht ist. Allein schon die Tatsache, dass Gorski Kotar diesen großartigen Tieren auch heute einen Lebensraum bietet, besagt viel über den Erhaltungszustand der Landschaft und des Raums, in dem sich die Tiere aufhalten. Heute wissen wir viel mehr über die Vertreter der großen Raubtiere, insbesondere über die Bedeutung ihrer Rolle als Raubtiere an der Spitze des Ökosystems, aber auch als Faktoren, die für die natürliche Landschaft des Gorski Kotar formgebend sind. 

Mit ein wenig Glück erhaschen Sie im Raum des Nationalparks „Risnjak“ oder in einer anderen Ecke des Gorski Kotar aus dem Augenwinkel einen flüchtigen Blick auf den einen oder anderen Vertreter der großen Raubtiere oder anderer charismatischer Tiere, die hier leben, wie etwa Füchse, Wildkatzen, Rehe, Hirsche, Wildschweine und Gämsen, oder sogar den sympathischen Otter, während Sie am Kupa-Fluss entlang wandern.

Drei große Raubtiere der Gebirgswelt

Drei große Raubtiere der Gebirgswelt sind eng mit den bewaldeten Lebensräumen verbunden – der Luchs, der Wolf und der Bär. Der Luchs ist vorsichtig und hält sich versteckt. Eine Begegnung mit diesem Tier ist eine wahre Seltenheit, deshalb sagt man, dass derjenige, der ihm begegnet, von Glück begleitet wird. Der Luchs lauert seiner Beute aus dem Hinterhalt auf, gut versteckt auf einem hohen Felsen oder hinter einem umgestürzten Baumstamm. Der Wolf, auf eine familiäre Lebensweise ausgerichtet, streift mit dem Rest seiner Familie, dem Wolfsrudel, durch das weite Territorium. Er ist scheu und geht dem Menschen aus dem Weg, so begegnet man ihm wie auch dem Luchs äußerst selten auf Waldwanderungen. Der Bär ist ein wahrer Gebieter des Waldes. Obwohl er zur Ordnung der Raubtiere gezählt wird, macht Fleisch nur einen kleinen Teil seiner Nahrung aus. Der Bär streift durch Wälder und Wiesen und sucht schmackhafte Pflanzen wie den Bärlauch, den Gefleckten Aronstab sowie Früchte und Waldfruchtpflanzen wie etwa Betonien, Himbeeren und Brombeeren. Auf seiner Speisekarte finden sich auch Insektenlarven sowie Reste von Beuten des Wolfs oder Luchses. Der Bär ist stolzer Besitzer des besten Geruchssinns im Wald, so führt ihn seine Nase, wenn er Abfälle von Wanderern und Bergsteigern verfolgt (selbst biologisch abbaubare, die wir häufig im Wald zurücklassen), oft zu menschlichen Siedlungen, wo er sich Probleme einhandelt.

Das Auerhuhn

In seltenen Gegenden des Gorski Kotar, meistens oberhalb von 1000 m, lebt auch ein Vogel, der mit alten, natürlichen und erhaltenen Wäldern eng verbunden ist – das Auerhuhn. Dies ist unser größtes Waldhuhn, zugleich auch eines der gefährdetsten Vogelarten in Kroatien. Die Gebirgsmassive Risnjak und Snježnik sind wichtige Gebiete, in denen das Tier verbreitet ist und nistet. Der Bestand dieses Hühnervogels sinkt – eine Folge der Ausbreitung der Zivilisation, der Fragmentierung der Lebensräume und der Verringerung des natürlichen Waldbestandes. Somit sind geschützte Gebiete, aber auch erhaltene natürliche und alte Wälder wichtige Zufluchtsstätten für den Fortbestand dieses Tieres.

Der Gesang des Auerhahns an den Balzplätzen ist ein ungewöhnliches Erlebnis. Die Hähne leben allein, außer im Frühling, wenn sie sich an traditionellen Balzplätzen versammeln, wo sie mit ihrem Gesang und eigentümlichen Balzgehabe die Hennen anlocken. In der Vogelwelt sind Unterschiede im Aussehen des Männchens und des Weibchens sehr stark ausgeprägt. So ist das Weibchen von recht unscheinbarer Gestalt, die es ihm ermöglicht, farblich perfekt mit dem Boden zu verschmelzen, um möglichst wenig aufzufallen. Dies ist wichtig, denn das Auerhuhn nistet auf dem Boden.

Das Tal der Schmetterlinge

Das Kupa-Tal, beziehungsweise der nördliche Teil des Oberlaufs der Kupa, ist auch unter der Bezeichnung zauberhaftes Tal der Schmetterlinge bekannt. Hydromorphologisch handelt es sich um eine Schlucht mit kleinen Kesselerweiterungen, und da das Tal nicht hoch über dem Meeresspiegel liegt und tief eingeschnitten ist, ist das dortige Klima auch wesentlich milder und von der Temperatur her wärmer als der kältere Rest der Bergregion Gorski Kotar. Im Kupa-Tal wurden etwa 60 Prozent der gesamten kroatischen Schmetterlingsfauna verzeichnet.

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